Katholische Pfarrgemeinde  Dom zum Heiligen Kreuz
Nordhausen

Liturgie - Der Zweite Blick

 

Umschalten statt abschalten

Kürzlich äußerte jemand seinem Gegenüber, dass er sich die allabendlichen Nachrichten schon lange nicht mehr antun würde, denn das, was er in seinem Umfeld täglich sähe und erlebe, wäre schon schlimm genug, um zu verzweifeln.

Als unfreiwilliger Zuhörer wollte ich nicht aufdringlich den vollumfänglichen Grund seiner Verzweiflung erfragen, ahnte aber angesichts meiner eindrücklichen DDR-Erfahrungen, dass sich hier jemand „vom System“ verabschiedet hat.

Er hatte einfach „abgeschaltet“!

In unserer Familie wurde zurückblickend seinerzeit nicht ab-, sondern umgeschaltet. 
Nämlich vom „Ost-Kanal“ auf „West-Kanal“ und das nicht nur hinsichtlich der Fernsehprogramme.

Wenn übrigens mein Vater auf die in vielen Familien durchaus übliche Fernsehpraxis angesprochen wurde, begründete er sein Verhalten stets damit, dass sein Fernseher für Ost-Empfang nicht geeignet sei und kaputtgehen würde.

Wie passt das Geschilderte nun aber zum Advent im Allgemeinen bzw. zum Evangelium des 1. Ad-ventssonntags im Besonderen, das Umschalten betreffend?

Vielleicht auf den ersten Blick nicht sonderlich.

Auf den zweiten aber (kleines Wortspiel zu unserer Rubrik „Der zweite Blick“) beinhaltet das Matthäus-Evangelium nicht nur in 16 Versen aneinander gereihte apokalyptische Aussagen (die allein schon geeignet wären, den Kopf in den Sand zu stecken), sondern auch zwei prägnante Aufforderungen Jesu: „Seid wachsam“ und „Haltet auch ihr euch bereit“!
Und das mit kraftgebender Zuversicht: „...aber meine Worte werden nicht vergehen“!

Für die Adventszeit, als Phase der Vorbereitung auf die Ankunft des Herrn, könnten die Evangelien-zeilen der Anlass z. B. für die Abkehr vom Oberflächlichen hin zum Wesentlichen werden. Eventuell auch den Versuch zu unternehmen, Informationen nicht unkritisch zu „konsumieren“, sondern auch die Quelle zu hinterfragen, mit dem Ziel, „Spreu vom Weizen“ zu trennen.

Nicht nur hören und resignieren, sondern bewerten und handeln!
Umschalten also!

Franz-Ulrich Börner

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„Denn wie es in den Tagen des Noach war, so wird die Ankunft des Menschensohnes sein.“ Diese Worte Jesu sind „starker Tobak“. Denn wie es in den Tagen des Noach war, das wissen wir nur zu genau: Zerstörung und Tod. Doch einmal ehrlich: Ist es heute – auch ohne Sintflut – viel anders? Das alltägliche Leben ist für viele zu einem Leben im Krisenmodus geworden. Unvermeidlich und bedrohlich. Wir können uns nicht verkriechen im wohligen Schneckenhaus und abschotten können wir uns auch nicht, so hohe Zäune, so dicke Mauern gibt es nicht. 
Doch es gibt einen Ausweg: Auf den zu hoffen, der kommen wird.

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Bibelwort: Matthäus 24,29-44 (Evangelium vom 1. Adventssonntag)

AUSGELEGT!

Meine Worte werden nicht vergehen.
Wie kann man sich das vorstellen: das Kommen des Menschensohns? Die Bibel malt davon ein Bild für alle Sinne: mit Licht und Dunkelheit, und Bewegung im gesamten Kosmos, mit Klang und Wind – beunruhigend, nicht zu greifen, nicht zu begreifen das alles. Und auch nicht vorherzusagen.
Dabei sind uns Szenerien von möglicherweise bevorstehenden Ereignissen, die elementar eingreifen könnten in das Leben auf der Erde, keineswegs fremd in Zeiten von Klimawandel, Naturkatastrophen und Kriegsgefahr. Auch wenn dabei eine religiöse Dimension nur noch selten mit in den Blick gerät. Wachet! Der Ausruf weckt ambivalente Assoziationen und Gefühle bei uns, versetzt uns in eine Art Alarmbereitschaft, wird vielleicht beängstigend als Druck empfunden – in unserer Beziehung und Liebe zur Mitwelt wie in unserer Beziehung und Liebe zu Gott. Ängste sind keine guten Ratgeberinnen – aber Aufmerksamkeit und Sensibilität für das, was gut ist, schon. Das ist uns gesagt – in vielfältigen Bildern und Geschichten. Und vor allem: Mit Worten, die nicht vergehen.

Susanne Brandt


Quelle: Pfarrbriefservice.de
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