Liturgie - Der Zweite Blick
Für Jesus geht es um eine Entscheidung. Aber es ist nicht eine Entscheidung, die man einmal treffen muss und dann fertig. Diese Wahl zwischen zwei Optionen muss vielmehr die ganze Lebenseinstellung prägen und sich in der entsprechenden Lebenshaltung ausdrücken. „Freunde machen mit dem unge-rechten Mammon“: Das ist keine Absage an Geld und Reichtum. Jesus drängt hier vielmehr, das Geld, das man besitzt, auch klug einzusetzen. Man kann mit Geld viel Gutes bewirken: Denken wir nur an die Kollekte, die wir in jedem Gottesdienst einsammeln, oder an die verschiedenen Hilfsorganisationen, die im Lauf eines Jahres immer wieder um unsere Gabe bitten. Geld an sich ist erst einmal nichts Verwerf-liches. Auch nicht in den Augen Jesu. Aber er weiß auch, dass Reichtum sehr schnell zur Gefahr für das Leben werden kann. Nämlich dann, wenn Geld wichtiger würde als die Liebe.
Bibelwort: Lukas 16,1-13 (Evangelium vom 25. Sonntag im Jahreskreis)
AUSGELEGT!
Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit ihr in die ewigen Wohnungen aufgenommen werdet, wenn es zu Ende geht!
Jesus weiß um die Zustände in der Welt, weiß darum, dass es Kinder der Welt gibt, ungerechten Mammon. Und er weiß um die Kinder des Lichtes, die mitten in dieser Welt leben – und leben sollen. Der christliche Glaube predigt nicht die Weltflucht, sei diese Welt auch noch so dunkel und ungerecht, sondern es ist die Aufgabe der Christen diese Welt zumindest ein klein wenig heller und gerechter zu machen. Doch dafür müssen die Kinder des Lichtes in dieser Welt bestehen. Manchmal kann auch ein vermeintliches Scheitern Zeugnis vom Licht ablegen, doch wer vermag schon Scheitern und Martyrium auf sich zu nehmen …
Jesus fordert uns auf, mit den Mitteln der Welt Gutes, Lichtvolles zu wirken. Er fordert uns mit dem Beispiel des schlechten Verwalters nicht zu Betrug auf, sondern er lobt die Klugheit: Seine Möglichkeiten zum Wohl der anderen und zum eigenen Wohl einzusetzen. Es bleibt ein schaler Beigeschmack, ja, doch zugleich verdient der Verwalter auch Bewunderung. Er resigniert nicht, er packt an, er versucht etwas. Passives Erdulden und weltfremde Naivität sind selten christliche Tugenden.
Peter Kane
Quelle: Bermoser + Höller Verlag AG
Grafik: Karl Knospe
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