Katholisches Kirchenjahr
„Das Kirchenjahr mit seiner immer erneuten Vergegenwärtigung und Darstellung des Lebens Christi ist das größte Kunstwerk der Menschen; und Gott hat sich dazu bekannt und gewährt es Jahr für Jahr, schenkt es in immer neuem Licht, als begegnete es einem zum ersten Mal.“
Dieses Zitat stammt von dem Schriftsteller Jochen Klepper und es fasst prägnant zusammen, was es heißt, das Kirchenjahr zu feiern, im Kirchenjahr zu leben.
Es heißt, im Kontakt mit Gott zu leben. Im Kontakt zu Jesus Christus, durch den sich Gott selbst den Menschen als Mensch geoffenbart hat. Sein Leben mitzugehen; auf seine Worte zu hören in den Texten, die wir Sonntag für Sonntag im Gottesdienst lesen; sein Wirken zu bedenken.
Ich glaube, das Kirchenjahr macht uns Menschen glücklicher, zufriedener, gesünder, friedlicher und reicher. Denn das Kirchenjahr öffnet uns für das Heilshandeln Gottes, im Kirchenjahr gibt Gott den Takt vor und wir dürfen uns „seinem Atemrhythmus“ anvertrauen. Im Kirchenjahr feiern wir Jahr für Jahr neu die Geheimnisse unseres Glaubens, das Heilshandeln Gottes – nicht als etwas Vergangenes, sondern als etwas Gegenwärtiges, weil Gott jeden Tag mit uns leben will. Er schenkt uns seine Zeit. Und deshalb möchte ich Sie am Beginn des neuen Kirchenjahres ganz herzlich einladen, sich für Gott auch Zeit zu nehmen: Weihnachten nicht im Advent zu feiern, sich der Fastenzeit auszusetzen und Ostern nicht direkt nach Karneval zu begehen; auch die „ereignisärmere“ Zeit zwischen den Hochfesten zu ertragen, denn auch sie ist von Gott erfüllte Zeit. Und im nächsten Jahr eben nicht schon im Oktober die Vorweihnachtszeit einzuläuten, denn wir brauchen als Menschen auch den November mit seiner Stille und auch Traurigkeit. Lassen Sie sich im Kirchenjahr den Takt von Gott vorgeben, denn im Kirchenjahr können wir von der rechten Zeit leben. Gott schenkt uns diese Zeit, seine Zeit. Und Zeit haben, macht reich. Warten können auch. Vertrauen wir darauf: Unser Gott ist der Gott der rechten Zeit.
Bild im Header: siehe Angaben auf Seite "Liturgie"
Text und Grafik: Julia Gandras