Katholische Pfarrgemeinde  Dom zum Heiligen Kreuz

Nordhausen

Liturgie - Da staune ich aber...


Loslassen und Halt finden

Der 1. Januar als Neujahrstag geht auf die Römer zurück; seit 153 vor Christus begann an diesem Tag die Amtszeit der neu gewählten Konsuln, und mit der Kalenderreform Cäsars im 1. vorchristlichen Jahrhundert wurde der 1. Januar zum Neujahrstag. Daran änderte auch die Christianisierung wenig: der 1. Januar blieb – jedoch neben anderen Terminen – Neujahrstag, der durch das Fest der Beschneidung des Herrn am Ende der Weihnachtsoktav christlich gefüllt wurde. Offiziell anerkannt wurde der 1. Januar kirchlicherseits erst durch Papst Innozenz XII. 1691. Daneben gab es andere Termine, sehr prominent der 6. Januar, der noch heute in manchen Gegenden Deutschlands als Hochneujahr bezeichnet wird. Die Begründung scheint auf der Hand zu liegen: die Erscheinung des Herrn ist die erste der drei Offenbarungen (neben Taufe und dem Weinwunder von Kana) des Mensch gewordenen Gottes. Doch ganz so einfach ist es nicht. Der 6. Januar als Neujahrstag hat germanische, sprich heidnische Wurzeln, von denen die bekannteste heute ein gewisses Comeback feiert: Die Rauhnächte zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Januar; eine von alters her mystische, mit allerlei Schrecken – die wilde Jagd dämonischer Kräfte – erfüllte Jahreszeit. Die – und diese Redewendung hat sich bis heute erhalten – zwischen den Jahren liegt. Das führte in der Kirche schon recht früh zu einer erweiterten Weihnachtsoktav auf die zwölf Tage des Dodekahemeron, zwölf heilige Nächte.
So fremd das alles klingt, ist es, glaube ich, doch sehr alltagstauglich. Denn die Zeit nach Weihnachten bis ins neue Jahr hinein ist bei vielen eine Zeit des Fragens und der Zweifel, ein vielleicht wehmütiger Blick zurück auf das, was war; ein vielleicht ängstlicher Blick auf das, was kommt. Loslassen und Halt suchen. Und Halt finden. Der Mensch gewordene Gott ist immer noch und immer wieder neu bei mir, bei Ihnen. Er heiligt jede Zeit. Auch wenn Krippe und Kreuz, Erscheinung und Auferstehung historisch gesehen lange vergangen sind, sind sie ganz präsent. Es gilt, was der Apostel im Hebräerbrief (Kapitel 13) schreibt: „Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und in Ewigkeit. Lasst euch nicht von vieldeutigen und fremden Lehren irreführen …“

Michael Tillmann

Quelle: Image-Online; Bergmoser + Höller Verlag AG

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