Katholische Pfarrgemeinde  Dom zum Heiligen Kreuz

Nordhausen

Liturgie - Da staune ich aber...


Weihnachten im März

Veit Stoß, Engelsgruß, 1517/18, Lorenzkirche Nürnberg, Foto: Michael Tillmann +

25. März – oft mitten in der Passionszeit – gedenken wir eines Ereignisses, das die Weltgeschichte nachhaltig beeinflusst hat. Frühere Generationen waren sich der Bedeutung dieses Tages viel stärker bewusst – wie ein Blick in viele Kirchen und Museen zeigt, in denen zahlreiche bildliche Darstellungen der schicksalhaften Begegnung dieses Tages zu sehen sind – heute ist der Name des Festes nur noch wenigen bekannt. Die Rede ist vom Fest „Verkündigung des Herrn“, wobei dieser Name den Inhalt des Festes nur den Kennerinnen und Kennern verrät, weshalb gerade früher der Name „Christi Empfängnis“ oder „Mariä Verkündigung“ geläufig gewesen sind: Der Engel verkündigt Maria, dass sie durch den Heiligen Geist Jesus, den Sohn Gottes, empfangen, also mit ihm schwanger wird. Der Name „Verkündigung des Herrn“ betont dagegen, dass mit diesem Fest Gott Mensch wird.
Hört sich nach Wortklauberei an, ist es aber nicht. Der Reihe nach: Ich glaube, dass sich viele Men-schen mit diesem Fest schwertun, weil sie sich mit dem Gedanken der Jungfrauengeburt schwertun. Sie meinen darin eine Abwertung der Sexualität zu erkennen (und spätere Generationen haben eine solche Interpretation auch unterstützt), doch das liegt der Bibel fern. Die Jungfrauengeburt ist Ausdruck für die Göttlichkeit Jesu (oder einfach ausgedrückt in diesem Fall: für seine göttliche Abstammung), deren Betonung wichtig ist, weil nur so das Geschenk der Menschwerdung Gottes greifbarer wird. In Jesus wird Gott Mensch – und das von Anfang an, also beginnend mit der Zeugung. Was wir an Weihnachten feiern, können wir genauso am 25. März feiern. Warum das nicht geschieht, liegt vielleicht auch daran, dass die tiefe christliche Überzeugung, dass das werdende Leben vom Beginn der Empfängnis an ein Mensch ist, für viele nicht so offenbar ist und von anderen auch nicht mehr geteilt wird. Doch wir feiern am 25. März die Menschwerdung Gottes – auch möglich gemacht durch das Ja der Maria, die nicht im Zentrum des Festes steht und dennoch unendlich wichtig ist.

Michael Tillmann

Quelle: Image-Online; Bergmoser + Höller Verlag AG
Veit Stoß, Engelsgruß, 1517/18, Lorenzkirche Nürnberg, Foto: Michael Tillmann

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