Seelsorge - Kreuz & Quer
Urlaubszeit
Wo steige ich ein? In einen Zug, der mich dorthin bringt, wo es vielleicht schöner oder doch zumindest anders ist? Wonach sehne ich mich? Urlaubszeit – für viele Reisezeit. Einstieg in den Ausstieg aus dem, was ist, was vielleicht als belastend oder langweilig empfunden wird. Keine andere Zeit (einmal von den paar Stunden am Heiligabend abgesehen) ist so voller Erwartungen wie die Urlaubszeit. Doch wo Erwartungen sind – insbesondere, wenn es derer viele und große sind – sind auch Enttäuschungen. Und doch: An der Bahnsteigkante zu stehen und den Zügen nachzusehen, weil ich nicht verreisen kann – sei es, weil ich kein Geld oder keine Zeit oder nicht die Kraft dafür habe – auch das ist schmerzhaft. Und blödsinniger Weise manchen auch peinlich, weil Urlaub und Urlaubsorte (wieder) Statussymbole geworden sind. Glücklich, wer sich davon freimachen kann. Der auch im allzu Bekannten Neues entdecken – oder besser – sich neu entdecken kann. Dessen Sehnsucht sich nicht nach Kilometern misst, sondern gestillt wird in der spannenden Begegnung mit sich selbst, mit dem Anderen und mit Gott. Das funktioniert auch bei und nach einer Bahnreise, Voraussetzung ist das nicht. Bei mancher Reise ist kleines Gepäck von Vorteil.
Quelle: Image-Online; Bergmoser + Höller Verlag AG
Foto: Michael Tillmann