Seelsorge - vom Denken und Lenken
Der Mensch denkt und Gott lenkt.
„Des Menschen Herz plant seinen Weg, doch der HERR lenkt seinen Schritt.“ So heißt es im alttesta-mentlichen Buch der Sprüche, Kapitel 16, Vers 9. Oder wie der allgemeine Sprachgebrauch es ausdrückt: „Der Mensch denkt und Gott lenkt.“ Zunächst einmal spricht aus diesen Worten die Erfahrung, dass selbst beste Planungen nicht immer zum angestrebten Ziel führen. So betrachtet, ist dieses Sprichwort ein Wort der Enttäuschung, vielleicht auch der Rechtfertigung: Alles habe ich so genau und sorgfältig bedacht, dennoch ist das Ergebnis ganz anders, doch das liegt nicht an meinem Plan, sondern am Wirken Gottes.
Ich kann diesen Satz aber auch ganz anders verstehen. Zunächst einmal, dass mir Orientierung gegeben wird in einem oft als unüberschaubar empfundenem Leben. Orientierung in den Worten und Taten Gottes. Das Kreuz als Richtungsweiser.
Ich lese diesen alttestamentlichen Satz auch als ein Satz der Geborgenheit und der Zuversicht. Gerade in Zeiten der Krise(n) ist es für mich tröstlich und ermutigend, dass das Gelingen des Lebens, meines eigenen wie das der Welt, nicht von menschlichem Tun und Planen allein abhängt, sondern in Gottes Hand liegt. Oder wie es der Theologe Karl Barth am Abend vor seinem Tod gesagt hat: „Ja, die Welt ist dunkel. Nur ja die Ohren nicht hängen lassen! Nie! Denn es wird regiert, nicht nur in Moskau oder in Washington oder in Peking, sondern es wird regiert, und zwar hier auf Erden, aber ganz von oben, vom Himmel her! Gott sitzt im Regimente! Darum fürchte ich mich nicht. Gott lässt uns nicht fallen, keinen einzigen von uns! – Es wird regiert!“
Quelle: Bergmoser + Höller Verlag AG
Grafik: Waldemar Krüger
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