Zweifeln erlaubt
Ein skeptischer Jünger – Teil einer großen Abendmahlsdarstellung im Freiburger Münster. Der Künstler Franz Anton Xaver Hauser schuf Anfang des 19. Jahrhunderts eine Abendmahlsgruppe aus 13 lebensgroßen Personen, „deren Gesichter und Hände er mit sehr viel Hingabe an das Werk ausarbeitete und die als gelungen zusammengefügte Gruppe auch heute noch die Betrachter beeindrucken“ (Hermann Brommer).
Nachdenklich, zurückhaltend dieser Jünger, der nicht zu den Hauptfiguren gehört: Im Zentrum Jesus und der Jünger, der ihn liebte, – Johannes – an seiner Brust. Umgeben von andächtigen Jüngern, am Rande Judas, schon auf dem Sprung, und eben dieser etwas reserviert wirkende Apostel. Versteht er das Geschehen nicht? Brot und Wein, die zu Leib und Blut werden? Die klaren Hinweise Jesu, dass sie nicht noch einmal so zusammensitzen werden? Fragt er sich, wie alles so kommen konnte: Erst der umjubelte Einzug Jesu in Jerusalem und jetzt diese Stimmung von Abschied und Ende? Einer von euch wird mich verraten, sagt Jesus. Fragt der Jünger sich, ob er dazu fähig wäre?
Mir ist dieser Apostel sympathisch. Ich erkenne mich ein wenig wieder. Auch mir ist nicht immer alles klar bei der Feier des Abendmahles, habe manchmal Verstehensschwierigkeiten mit dem, was ich mitfeiere. Und muss mich deshalb nicht schämen. Bin mit meinen Fragen willkommen, weil sie eines zeigen: Abendmahl, Eucharistie sind mir wichtig, sind mir Kraftquelle des Lebens und des Glaubens. Ich liebe diese Erfahrung der Gemeinschaft mit Gott und mit den Menschen, die mit mir glauben und feiern, fragen und suchen.
Quelle: Bergmoser + Höller Verlag AG
Foto: Michael Tillmann